„Auf nach Portugal!“ stand auf den Plakaten, die das Vorabendkonzert zur Reise ankündigten.
„Auf nach Portugal!“ stand auf den Plakaten, die das Vorabendkonzert zur Reise ankündigten.
Die Vorfreude war groß und so saßen einen Tag später 40 Sänger samt Chorleiter Ulrich Kaiser gut gelaunt und wettbewerbshungrig im Flieger auf die Iberische Halbinsel.
Portugals Hauptstadt war zunächst nur Zwischenstopp. Ziel sollte Fundão sein, Ausrichtungsort des 5. Beira Interior – Internationaler Chorwettbewerb und Festival. Motiviert bis in die Haarspitzen gingen Kapell- und Konzertchor mit jeweils einem eigenen Programm bestehend aus Werken von Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn Bartholdy, Anton Bruckner und Ola Gjeilo an den Start. Auch zwei Motetten des Spaniers Tomás Luis de Victoria befanden sich im Wettbewerbsgepäck.
Großen Anklang fand die Unterkunft, ein 4 Sterne Hotel samt fantastischer Poollandschaft. Mit einer solchen hatte niemand gerechnet und so gab es zwischen Freundschaftskonzert, Wettbewerb und Großpreisnominierung viel Gelegenheit, sich im warmen Wasser der Whirlpools zu erholen.
In der Wettbewerbskategorie „Musica Sacra – Geistliche Musik“ errang der Kapellchor den 2. und der Konzertchor den 3. Platz sowie darüber hinaus eine weitere, geheimnisvolle Sonderpreisnominierung.
Nach dem Wettbewerb wartete Lissabon auf ausgiebige Erkundung – zunächst vom Wasser des Tejo aus. Die obligatorische Stadtführung fand selbstgeführt in kleinen Gruppen statt: Mal mit einer der alten Straßenbahnen fahren oder den historischen Fahrstuhl in die Oberstadt ausprobieren? Oder doch zu Fuß hoch zur mittelalterlichen Burg? Gar nicht so einfach, eine Wahl zu treffen…
Auf dem Programm stand neben der Stadterkundung auch die musikalische Gestaltung einer Messe in der beeindruckenden, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Igreja da Graça mit ihrer besonderen Akustik. Und so schwebten am Dienstagmorgen Klänge von Heinrich Schütz „Selig sind die Toten“ und Anton Bruckners „Locus iste“ durch den Kirchenraum. Vom Dach der imposanten Kathedrale genoss man anschließend den herrlichen Ausblick.
Zum Abschluss der Reise gab es nicht nur den traditionellen Abendspaziergang, sondern auch eine Verkostung der berühmten – und tatsächlich sehr leckeren – pasteis de nata.
Der Wecker klingelte am Rückreisetag bereits um 3:30 Uhr morgens. Putzmunter waren spätestens am Flughafen Frankfurt zumindest die Knaben. Ein kleiner Wettbewerb wurde ausgerufen: Auf den Rollbändern entgegen der Laufrichtung rennen … Gesagt, getan! Wettbewerb geht immer!
„Ich weiß jetzt schon, dass es eine richtig schöne Reise wird“, war sich Chorleiter Ulrich Kaiser bereits beim Einsteigen in den Bus absolut sicher.
Er sollte recht behalten, es wurde eine im wahrsten Sinne des Wortes wunderbare Reise.
Das erste Konzert des Kapellchores fand am Samstagnachmittag im Stift Marienfließ statt. Auf dem alten Klostergelände fühlte sich der erste Tag – trotz intensiver Proben – fast ein bisschen wie Urlaub an.
Weiter ging es nach Wriezen, wo am Pfingstsonntag die Konfirmation in der Marienkirche musikalisch mitgestaltet wurde. Viel Zeit blieb nicht: Nach dem Besteigen des Kirchturms musste zügig die Weiterfahrt nach Schwedt angetreten werden.
Im Städtchen an der Oder warteten viele Besucher in St. Katharinen auf das Konzert des Kapellchores. Am Pfingstmontag folgte man einer Einladung der katholischen Gemeinde Mariä Himmelfahrt und sang im ökumenischen Gottesdienst, bevor es mit viel leckerer Pizza im Bauch weiter zur letzten Station der Reise ging.
In Papenbruch angekommen, ging ein solches Unwetter in dem kleinen Ort nieder, dass der Bus zunächst nicht verlassen werden konnte. Nach kurzer Probe riss der Himmel auf und im strahlenden Sonnenschein füllte sich die kleine Dorfkirche rasch bis auf den letzten Platz. Ein letztes Mal erklang das Programm mit Werken von Heinrich Schütz, Anton Bruckner, Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach vor andächtig lauschendem Publikum.
Abschluss der Reise wurde ein spontaner Abstecher nach Ratzeburg. Beeindruckt durchschritt man gemeinsam den Dom und testete sogleich die großartige Akustik aus.
Zurück in Bremen fiel der Abschied schwer: “War so richtig schön!” Da war man sich absolut einig …
Was für eine Reise! Intensiv war sie und zusammengeschweißt hat sie den Chor, wie selten ein Ereignis zuvor … im Gepäck viel wunderbare Musik von Heinrich Schütz.
Nach Vesper und Gottesdienst in der beeindruckenden Dresdner Kreuzkirche gab es gemeinsam mit ensemble tresonare ein großartiges Konzert in der Herz-Jesu-Kirche Dresden. Für Gänsehautmomente sorgte die Improvisation über den Lutherchoral „Verleih uns Frieden gnädiglich“.
Nach einem Besuch in der Semperoper ging es weiter nach Prag, das überwiegend zu Fuß erkundet wurde. Fasziniert von Mozart-Wohnhaus, Ständetheater, Moldau und Karlsbrücke erklangen in St. Martin in der Mauer einmal mehr Werke von Heinrich Schütz, bevor es weiter nach Leipzig ging.
Aus gesundheitlichen Gründen musste Chorleiter Ulrich Kaiser die Reise leider abbrechen und so leitete Christian Otto das letzte Konzert der Reise in der Versöhnungskirche Leipzig-Gohlis. Große Freude herrschte über den Besuch von Johannes, ehemaliger Präfekt und nun Medizinstudent in Leipzig.
Im Schütz-Haus in Weißenfels ließ es sich Leiter Maik Richter einen Tag später nicht nehmen, den Chor höchstpersönlich in die Welt von Heinrich Schütz zu entführen. Viel Neues und Spannendes gab es zu entdecken und zu erfahren.
Zum Abschluss ging es am Freitag endlich ins Bach-Archiv Leipzig. Johannes war noch einmal mit dabei und zum Mittagessen im „Hans im Glück“ schaute noch Stimmbildner Dominic Große auf eine Stippvisite vorbei. Knabenchor-Familientreffen im schönsten Sinne …
Am Ende der Reise sitzt man im Bus und grübelt: Wie hießen noch der erste Ort, die erste Kirche und wie die Gasteltern der ersten Nacht? Vielen Menschen und Orten begegnet man in wenigen Tagen, da kann man schon mal durcheinanderkommen…
Erstes Ziel der Reise war Ilfeld auf Einladung von Pfarrer und Kantorin: Große Gastfreundschaft erwartete die Sänger in dem stattlichen Pfarrhaus. Die Dorfgemeinschaft hatte für leckeres Mittagessen und frisch gebackenen Kuchen gesorgt, Pfarrer Gregor Heimrich eine kleine Wanderung zu „Nadelöhr“ und „Gänseschnabel“ vorbereitet.
Begeistert ließ man sich die Märchen und Sagen der Umgebung erzählen und staunte über die mit Birkenzweigen und Pfingstrosen schön geschmückte Kirche.
Das vollbesetzte Konzert in St. Georg-Marien begeisterte vor allem mit Werken von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach.
Am Sonntagmorgen ging es nach Ellrich zum Konfirmationsgottesdienst in St. Johannis. Als die ersten Klänge von Schütz’ Motetten in beeindruckender Akustik durch die Kirche schwebten, flüsterte Pfarrer Jochen Lenz ergriffen: „Mein Gott, ich glaub, so einen schönen Konfirmationsgottesdienst hatte ich noch nie“. Spannend und ganz anders als gewohnt war er dann auch: Wo fährt der Pfarrer schon für seine Konfirmanden auf dem Rad durch die Kirche?
Nach kurzer Stärkung und raschem Abschied wurde die Reise mit dem Ziel St. Marien in Bleicherrode für ein Konzert am Sonntagnachmittag fortgesetzt. Ungeduldig hieß es nach viel Applaus und einer Zugabe vom Busfahrer: „Einsteigen! Bis nach Schmölln ist es noch weit!“ Flugs leistete man dieser Aufforderung folge und erreichte abends die kleine Knopfstadt, in der viele freundliche Gasteltern aufgeregt warteten.
Ein gelungener Matineegottesdienst in St. Nicolai war Auftakt in einen arbeitsreichen Pfingstmontag. Dennoch blieb genügend Zeit für ein gemeinsames Pizzaessen und das Besteigen des Ernst-Agnes-Aussichtsturmes.
Nur einen Katzensprung weit war es dann noch bis zum Abschlusskonzert in Altenburg. Gestärkt mit leckerem Eis erklangen ein letztes Mal Werke von William Byrd, Alessandro Grandi und Jacob Heinrich Lützel in der Brüderkirche, bevor es zur letzten Übernachtung in die Jugendherberge Schloss Windischleuba ging.
Und am Dienstagmorgen vor der Rückfahrt rätselten die ersten schon: „Wie hieß noch der erste Ort? Dort, wo wir zum ‚Gänseschnabel“ gewandert?
Nicht nur für den Knabenchor, auch für einige Sänger, war es die erste Flugreise überhaupt. Aufregung und Vorfreude waren schon Wochen vorher deutlich spürbar. Im Gepäck befand sich ein vielversprechendes Konzertprogramm mit wunderbaren Motetten von Heinrich Schütz sowie Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Johann Sebastian Bach. Auch zeitgenössische Werke von Urmas Sisak und Ivan Eröd sowie Kompositionen der ehemaligen Chorleiter Harald Wolff und Chris Vandré sollten auf der kleinen Mittelmeerinsel erklingen.
Über München ging es von Bremen nach Malta und Hanno fragte sich zwischendurch: „Warum fliegt das Flugzeug eigentlich so langsam?“
Kaum gelandet, blieb wenig Zeit zum Staunen und Erkunden. Zügig wurden Koffer ausgepackt und Konzertkleidung bereitgelegt, denn nach einer kurzen Nacht hatte es der Sonntag gleich in sich: Nach dem Gottesdienst in der Deutschen Gemeinde in Valletta ging es direkt weiter auf die Nachbarinsel Gozo. Die Basilika Ta’Pinu erwies sich als eindrucksvoller Konzertort aufgrund ihrer Akustik und Architektur.
Insel-Sightseeing stand am Montag auf dem Programm: Der malerische Fischerort Marsaxlokk, die Blaue Lagune sowie die stille Stadt Mdina wurden erkundet. Zeit für ein leckeres Eis und das Verkosten von frischen Kaktusfeigen war ausreichend vorhanden, bevor es zur Heiligen Messe in die Rotunde von Mosta ging. Andächtig lauschten die Sänger zunächst der Geschichte des „Wunders von Mosta“ und gestalteten anschließend den Gottesdienst mit Werken von Schütz und Mendelssohn. Beeindruckt vom wunderbaren Chorklang begrüßte der stellvertretende Botschafter Elmar Udo Kohlhofer die Jungs und Ulrich Kaiser nach der Messe höchstpersönlich.
Durch Valletta ging es am Dienstag zu Fuß auf den Spuren der Kreuzritter. Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit viel Spaß im Hotelpool machte sich der Chor am späten Nachmittag erfrischt auf den Weg zur St. Georges Church in Qormi – einem beeindruckenden Bau mit goldenem Tonnengewölbe und wunderbarer Akustik, in der nicht nur die Werke von J.S. Bach einzigartig klangen. Francesco Ghirxi – begeisterter Knabenchor-Fan und ortsansässiger Organist – hatte sich viele Gedanken gemacht, wie er die Konzerte bereichern könnte. Er wählte bedeutende Werke von Bach und Mendelssohn Bartholdy und brillierte mit einer passenden eigenen Komposition.
Am Mittwochmorgen wartete ein Bootsauflug auf die Sänger. Viel Interessantes war zu erfahren, während die verschiedenen Buchten von Valletta angesteuert wurden. Wieder an Land ging es zu einem kleinen Aussichtspunkt, wo Passanten spontan mit einem Ständchen überrascht wurden. Um der Mittagshitze zu entkommen, zog sich der Chor ein weiteres Mal in den kühlen Hotelpool zurück. Anschließend ging es noch einmal nach Valletta – zum letzten Konzert der Reise. In der vollbesetzten St. Andrew’s Scots Church saßen nicht nur Landsleute aus Bremen. Auch der stellvertretende Botschafter war mit seiner Familie noch einmal gekommen und – man glaubt es kaum – ein ehemaliger Knabenchorsänger, der mittlerweile auf Malta zu Hause ist. Beseelt gingen nicht nur die Sänger nach „Der Mond ist aufgegangen“ durch die dunklen Gassen von Valletta zurück zum Hotel.
„Endlich Strandtag!“, hieß es am Donnerstag. Mit Handtuch und Badehose ging es gutgelaunt zu Fuß an den Fond Għadir Beach. In Stein gehauene „Badezuber“, eine Hinterlassenschaft der Engländer aus dem frühen 20. Jahrhundert, wurden zügig erobert. Das Bad im Mittelmeer gestaltete sich abenteuerlich und kletterintensiv.
Geweckt von einem Feueralarm (in einem Zimmer schmorte eine Jacke auf der Herdplatte) traf man sich am Abreisetag schon um 5:45 Uhr wider Willen in der Hotellobby. Der Tag wurde dennoch schön: Einer intensiven Probe für das Schütz-Konzert im November folgte nach dem Mittagessen die Fahrt zum Flughafen. Auch hier wurde die Zeit für ein Ständchen – zur Freude der anderen Passagiere – genutzt. Wehmütig schauten die Jungs aus dem Flugzeug ein letztes Mal auf das glitzernde Mittelmeer.
Diesmal hätte das Flugzeug ruhig langsamer fliegen können. So richtig nach Hause wollte nach dieser herrlichen Konzertreise eigentlich niemand …
„Jauchzet dem Herren, alle Welt“
Als Chorsänger ist man auf Konzertreisen viel in Kirchen unterwegs. Das ist immer spannend, aufregend und voller Verheißungen. Kirchen als Gottesdienst- und Konzertorte müssen erobert werden: Über welche Wege kommt man auf die Empore? Was verbirgt sich hinter den vielen Türen? Wie klingt der Gesang? Ist die Kirche ähnlich groß wie unsere, hat sie einen höheren Turm? Ist sie schöner?
Beeindruckt stehen die Jungs in Dresden zunächst vor und dann in der Frauenkirche, erfahren eine Menge über ihre Geschichte und den Wiederaufbau. Sie sind begeistert von der Unterkirche, den Betstübchen und der malerischen Innengestaltung. Spontan entschließt man sich zu einer Turmbesteigung und genießt den weiten Blick über die Stadt.
Nach einer kurzen Mittagspause geht es zum Proben in die Kreuzkirche. Aufregung macht sich breit. Wie sieht sie wohl aus? Wenige Minuten später stehen die Jungs mit ihren Notenmappen vor dem Altar und schauen sich um. Erste Töne werden gesungen, fasziniert wird dem Nachhall in der fast leeren Kirche gelauscht: groß ist sie, mit gewaltigen Emporen, einer imposanten Orgel und höchst interessanten Leuchtern.
Nach dem Abendessen führt die Stadtführung durch den Zwinger und vorbei an der katholischen Hofkirche mit ihren vielen Heiligenfiguren. In der Schlosskapelle – einstige Wirkungsstätte von Hofkapellmeister Heinrich Schütz – hätten die Jungs zu gern gesungen. (Aufgrund von Restaurierungsarbeiten war das leider nicht möglich.)
Am Samstagmorgen wartet ein Ausflug ins Panometer. Die Ausstellung „Dresden im Barock“ birgt reichlich Informationen zur Stadtgeschichte vor beinahe 400 Jahren. Auf dem imaginären Turm der Hofkirche stehend, gibt es spannende Details zu entdecken.
In der Vesper um 17 Uhr füllt sich die Kreuzkirche mit Knabenchorgesang: Bach, Schütz, Mendelssohn und Bruckner stehen auf dem Programm, ebenso wie der vierstimmige Satz von „Lobe den Herren“ des ehemaligen Kreuzkantors Rudolf Mauersberger, der als „Bach“ unter den Kreuzkantoren gilt.
Mit einem Eis in der Hand schlendert eine kleine Gruppe Sänger abends über die Brühlschen Terrassen und erhascht noch einmal einen Blick auf die Frauenkirche während die Sonne untergeht.
Früh am Sonntagmorgen gehört die Kreuzkirche dem Chor für einen Moment ganz allein. Ehrfürchtig bahnen sich Chorleiter und Sänger den Weg durchs Treppenhaus hinauf zur Empore. Von unten sind sie nicht mehr zu sehen. Nur der Gesang schwebt durch den großen Kirchenraum. Die Freude des Pastors ist so groß, dass er den Chor spontan bittet, nach unten zu kommen und vor dem Altar zu singen.
In der Schütz-Kapelle wird im Anschluss an den Gottesdienst „Verleih uns Frieden gnädiglich“ zu Ehren des Komponisten angestimmt. Die darauffolgende Besteigung des Kirchturms erfolgt bei allerbester Laune. Dieses Mal werden die Treppen gezählt. Sind es mehr Stufen als im Turm der Frauenkirche?
Schönheit liegt bekanntermaßen immer im Auge des Betrachters und jede Kirche hat ihren ganz eigenen Charme. Größer, höher, schöner als Unser Lieben Frauen in Bremen? Darüber lässt sich streiten. Einig ist man sich jedoch, dass es „nirgends so schöne Fenster gibt, wie bei uns.“
Freitags-Motette in der Thomaskirche zu Leipzig 13. März
Der Freitag begann mit einer Führung durch die Thomaskirche. Wer bei den anschließenden Proben nicht außer Atem kam, tat dies spätestens bei den (gefühlt) unzähligen Stufen des imposanten Völkerschlacht-Denkmals. Dort erfuhr der Chor: Der Nachhall sollte angeblich 8 Sekunden währen. Das musste unbedingt mit Hilfe des „Ave Maria“ von Bruckner nachgeprüft werden. Mit weniger Nachhall, aber zur Freude aller, durfte die Abendmotette in der Thomaskirche vor ca. 100 begeisterten Zuhörern gesungen werden. Da mehr Publikum nicht erlaubt war, mussten viele Besucher, die geduldig in der langen Schlange vor der Thomaskirche angestanden hatten, enttäuscht umkehren.
Samstags-Motette mit Bachkantate 14. März
Höhepunkt des Samstages und Anlass der gesamten Reise war die Aufführung der Bach-Kantate 131 „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“ – genau an der Stelle, an der einst so viele der großartigsten Chorwerke Bachs zum ersten Mal erklungen sind. Was für ein Erlebnis! Durch eine mitreißende Aufführung geradezu euphorisiert, wurde ohne Pause weiter musiziert. Nach einem gemeinsamen Singen mit einer Gruppe des MDR Kinderchores erwiesen die Jungen an der Grabplatte des Thomaskantors dem Meister mit einigen Chorälen die Ehre.
Als die Nachricht eintraf, dass das Bach-Museum nicht mehr geöffnet hat, wurde kurzerhand umdisponiert: Bei schönstem Wetter ging es 31. Stockwerke nach oben auf die Aussichtsplattform des Panorama Towers.
Nach Johann Sebastian kommt Felix … 15. März
Nach dem Gottesdienst am Sonntagmorgen wurden Noten und Chorkleidung (chorintern: „Pellen“) rasch im Bus verstaut, denn im Anschluss an ein leckeres Mittagessen wartete auch noch der Besuch des Mendelssohn-Hauses. Beeindruckt wandelten die Jungen auf den Spuren von Felix, sangen im Salon eine seiner schönsten Motetten und probierten leidenschaftlich den Dirigiersimulator im Effektorium aus. Da zeigten sich unter den Chorsängern doch gleich mehrere begabte Nachwuchsdirigenten. Während der Rückfahrt wurden Tränen gesehen. Denn zurück in Bremen, begann die unvermeidliche Chorpause …
Freitag, 4. Oktober
Am Abreisetag waren wir alle wie immer sehr gut gelaunt, die Stimmung war bestens und wir sangen noch ein Stück für die Eltern. Am Schwedenkai mussten wir dann kurz warten, bis wir unsere Bordkarten für die Fähre erhielten und die Pässe vorzeigen sollten. Unter uns waren Jungs, welche uns schon vorher sagten, dass die Fähre auf der Rückfahrt sogar noch besser sein sollte und so stieg die Vorfreude auf die Rückfahrt rasant an, denn die Stena Line hätte kaum besser sein können. Ich fand das Essen sehr lecker und ich habe mir ordentlich von diesem auf den Teller geschaufelt. Auf dem Sonnendeck der Fähre war es recht windig, was am späteren Abend dann für sehr spaßige Momente gesorgt hat. In der Kajüte machte mir der wenige Seegang keine Probleme zu schlafen. So hatte ich eine ruhige Nacht.
Julian Emil Franzius (12 Jahre), Sopran
Samstag, 5. Oktober
Das Essen auf der Stena Line war sehr gut. Als wir um 10 Uhr in Schweden (Göteborg) ankamen, hatten wir eine dreistündige Stadtrundfahrt. Besonders gut hat mir die Masthug- gskyrkan gefallen. Als wir dann am Mittag in der Jugendherberge ankamen, durften wir noch nicht auf unsere Zimmer. Deswegen hatten wir dann in der Deutschen Kirche unsere erste Probe, nachdem wir in kleinen Gruppen die Stadt auf eigene Faust erkundet haben. Am Abend ist der ganze Chor in eine Pizzeria gegangen. Es gab für alle Pizza Margherita und ein Getränk. Alles in allem war es ein sehr schöner erster Tag in Schweden.
Frederic Sternberg (12 Jahre), Sopran
Sonntag, 6. Oktober
Nach einem kleinen Frühstück in unserem Hotel in Göteborg brachen wir unmittelbar mit dem Bus auf, um pünktlich an der deutschen Kirche in der Innenstadt Göteborgs anzukommen und dort unser erstes Konzert im Zuge des dortigen Gottesdienstes zu geben. Eine sehr prunkvolle, auf Gold- und Blautönen basierende Einrichtung der Kirche erinnerte dabei stetig an die Farben der schwedischen Flagge.
Nach einem schönen Gottesdienst und einem gelungenen Konzert erwartete uns ein Mittagessen in der Gemeinde/Kirche und ein anschließender Teil von Freizeit in der Stadt und einen Rundgang durch das stadteigene Museum Göteborgs mit einigen interessanten Einblicken in skandinavische Geschichte. Nach einer Probe am Nachmittag stand es uns dann schließlich frei zur Verfügung, den Tag mit einem individuellen Abendessen ausklingen zu lassen. Abendliche Doppelkopf-Runden oder Werwolf-Spiele waren dabei auch gern gespielt.
Vincent Sextroh (16 Jahre), Tenor
Montag, 7. Oktober
Am Montag ging es morgens eher entspannt zu Gange. Nach einem herrlichen, letzten Frühstück in Göteborg wurden Koffer gepackt und in den Bus verladen. Drei Stunden sollte die Fahrt nach Oslo dauern, die nur durch eine kurze Pause vor der Schwedisch-Norwegischen Grenze bei einem goldenen ‘M’ sowie einem XXL Supermarkt unterbrochen wurde. Auch die Grenzsoldaten haben zu einer kürzeren Fahrt beigetragen, indem sie uns durchgewunken haben. Ab und zu könnte man rechts und links Fjorde und schöne Wälder sehen, die aussahen, wie man es sich vorgestellt hat.
In Oslo ist uns ein viel wichtigeres Merkmal Norwegens aufgefallen, dass nämlich gefühlt jedes zweite Auto ein Tesla ist. In der Jugendherberge haben wir uns bei einem leckeren Mittagessen gestärkt und die Zimmer bezogen.
Eine einstündige Probe hat uns auf das erste Konzert vorbereitet, welches in der „Den Norske Kirke“ außerhalb von Oslo, stattfand. Das Besondere an diesem Konzert war die Premiere des Vitus Ensembles, welches aus 8 Männerstimmen unseres Chores besteht. Hinterher gab es Schnitten mit Lachs und Braunkäse; also typisch Norwegisch. Entspannt ging es in die Jugendherberge und für manche Knaben schon gleich ins Bett.
Jan-Christoph Franzius (16 Jahre), Tenor
Dienstag, 8. Oktober
Nachdem wir dann um 10 Uhr unsere Stadtführerin in der Nähe der Stadtoper abgeholt hatten, ging es erst einmal durch die Innenstadt Oslos, wo wir über die Geschichte und Bedeutungen einzelner Häuser aufgeklärt wurden. Nach gut 1 1/2 Stunden ging es dann in den Vigelandspark (auf norwegisch Vigelandsanlegget), wo wir bei Regen zügig innerhalb von einer Stunde den Park durchquerten. Zwischendurch wurde bei der Anlage um den Monoliten „Deilig er jorden“ zum Besten gegeben, womit sich der Knabenchor prompt zu einer Touristenattraktion für eine asiatische Reisegruppe entwickelte. Unter dem Blitzlichtgewitter, tosendem Applaus und mit durchnässter Kleidung ging es dann weiter zu der berühmten Sprungschanze Holmenkollen, wo unser Geburtstagskind Klaas zu einem „Sprung“ im Flugsimulator eingeladen wurde. Danach ging es wieder zurück in die Jugendherberge, wo jeder sich noch einmal stärken konnte. Nach einer kurzen Pause und der darauffolgenden Probe ging es dann per Bus in das nahegelegene Drammen, wo der örtliche Knabenchor uns als Begleitung unterstützte. Nach einem fulminanten Konzert, welches sogar unsere vorhergenannte Stadtführerin nach Drammen gelockt hatte, ging es dann zurück in die Herberge und früh ins Bett, um sich auf das Finale vorzubereiten….
Tillman Czech (14 Jahre), Bass
Mittwoch, 9. Oktober
Am Mittwoch haben wir alle das Neue Opernhaus in Oslo besichtigt. Wir haben das wirklich beeindruckende Gebäude, welches 2008 eröffnet wurde, mit Führungen in Kleingruppen erkundet.
Das Opernhaus, das einem treibenden Eisberg nachempfunden wurde, bietet knapp 1000 Zuschauern Platz. Besonders die Fassade aus weißem italienischen Carrara Marmor und das begehbare Dach machen das Gebäude ganz besonders. Die Führungen ermöglichten uns besondere Einblicke hinter die Kulissen der Oper und den Opernsaal. Die Opernbesichtigung war definitiv ein Highlight dieser Konzertreise. Nach der Besichtigung gab es Zeit, die Innenstadt von Oslo in Kleingruppen zu besichtigen. Mit meiner Gruppe ging es bis zum Königlichen Schloss, wo wir einem einsamen Soldaten ein Ständchen sangen. Am Abend fand unser letztes und meiner Meinung nach auch schönstes Konzert dieser Reise statt. In der Uranienborg Kirke, unter Mitgestaltung des Solvguttene Knabenchors (Norwegischer Rundfunk) haben wir vor gut besuchter Kirche ein tolles Konzert abgeliefert. Beide Chöre haben jeweils ein ca. 35-minütiges Programm präsentiert und zum Abschluss gemeinsam das Lied „Deilig er Jorden“ gesungen. Das Konzert war eine ganz besondere und tolle Erfahrung, die wohl jedem Chorsänger für immer in Erinnerung bleiben wird.
Fritjof Klingenberg (19 Jahre), Bass
Donnerstag, 10. Oktober
Für mich begann der Tag normal: geweckt werden, anziehen und zum Frühstück gehen. Vom Personal kam der Wunsch „Deilig er Jorden“, was wir natürlich auch sangen. Um 10:30 Uhr rollte der Bus und brachte uns zu einem größeren Schiff als die „Stena Line“, der „Color Line Magic“. Zuerst musste man ziemlich lange warten. Die Zeit wurde vertrieben mit Doppelkopf oder Dooble. Endlich konnten wir auf das mini Kreuzfahrtschiff, das zum Verlaufen groß war. Nach meinem Geschmack etwas zu groß. Es gab Fahrstühle mit Glasfenster, ein Casino, ein Schwimmbad, ziemlich coole Restaurants und über 1000 Zimmer. Als ein paar von uns ins Zimmer kamen, gab es Verwirrung: Wir waren 5 – im Zimmer war nur ein Bett und zwei Sofas. Dann bemerkten wir, dass noch zwei Betten in der Decke waren und dass sich die Sofas ausklappen ließen. Nach dem das Problem geklärt war, liefen wir nach draußen. Plötzlich hupte das Schiff dreimal ohrenbetäubend. Ein paar von meinem Zimmer schossen in die Luft und andere, ich auch, liefen ein paar Schritte rückwärts und duckten sich, um sich davor zu verstecken. Es war zum Glück nur das Zeichen zum Losfahren. Nach dem Schreck erkundigten wird das Schiff. Unter Deck trafen sich ein paar Knaben, um ein Spiel zu spielen, das sehr krimiartig war. Den Namen, die Charaktere und die Regeln möchte ich aus Sicherheitsgründen geheim halten. Endlich gab es Abendessen. Wir trafen uns vorm Restaurant, damit uns mitgeteilt wurde, dass wir die Zimmerkarte zum Essen brauchen. Vor Schreck merkte ich, dass ich meine Karte im Zimmer gelassen habe! Die Zimmerkarte im Zimmer – also schnell sich die Karte eines anderen aus meinem Zimmer borgen und los sprinten. Und dann sich verlaufen. Statt in den achten Stock zu laufen, bin ich in den neunten gelaufen. Ich bin zwar zu spät gekommen, hatte aber meine Karte. Das Buffet war fantastica. Es gab z.B. einen Tisch mit ca. 15 Kuchen oder Torten. Trotz des Riesenbuffets aß ich nur wenig, denn ich wollte ins Schwimmbad. Das Schwimmbad war zwar klein, aber cool. Es gab eine lustige Rutsche, die sehr schlängelig war, zwei Whirlpools und ein kleines Schwimmbecken. Irgendwann mussten man zwar raus, aber für mich und meinen Freund hatte der Spaß noch nicht aufgehört. Wir gingen in Geschäfte, kauften was und gingen in eine Sing- und Tanzshow, wo wir bis zum Ende blieben. Dann ging es aufs Zimmer. Während es dann noch ein paar Probleme gab wegen einer Serie im Fernsehen, machten wir uns fertig und die, die noch etwas gucken wollten, gaben nach. So endete der Tag halb noch in Norwegen, halb auf dem Meer.
Leander John (11 Jahre), Sopran
Freitag, 11. Oktober
Das Frühstück auf der Fähre war sehr lecker und ich habe mir richtig viel aufgetan. Die Stimmung war prächtig und von Gesängen untermalt. Auf der Busfahrt haben manche Kreuzworträtsel gelöst und UNO gespielt – die meisten haben aber geschlafen.
Die Ankunft in Bremen: Als unser Bus in die Wachtstraße einbog, freuten wir uns, unsere Eltern wieder zu sehen, waren aber auch traurig, dass die so schöne Konzertreise nun zu Ende war. Viele halfen mit, das Gepäck auszuladen. Darunter waren auch zwei sehr große Kisten, in denen unsere Pellen und die Noten verstaut waren. Sie wurden nun in die Kirche zurück geschoben. Dort angekommen, versammelten wir uns alle noch zu einem Abschlussfoto, in unsere neuen Chorpullis gekleidet, über die wir uns sehr gefreut haben. Sie haben uns schon auf unserer Reise begleitet.
Nach dem Foto trafen wir uns vor dem Altar, um Christiane Czech zu verabschieden. Wir sangen ihr zwei Lieder und es wurden Geschenke überreicht. Nach den Dankesreden standen vielen die Tränen in den Augen.
Es war eine wunderschöne Reise, die ich nie vergessen werde.
Jooris Johannes Stolz (11 Jahre), Alt